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Wenn sie sagen: „Habe keine Wahl“!

Wenn sie sagen ‚keine Wahl haben‘!

Das entscheidende Spiel des Bozner FC fällt auf den Muttertag.

Da gibt es nur eine Möglichkeit: die Schwiegereltern abholen. Und auswärts essen gehen.

Das Mittagessen ist exquisit und wird von ein paar Flaschen absoluter Klasse begleitet.

Der Blick gleitet von Zeit zu Zeit über den Trichter des Hemdsärmels.

Zwischen einem Spargel und dem nächsten ticken die Zeiger der Uhr die Minuten ab. Die trennen diesen Augenblick von dem Moment, in dem das Spiel des Jahrhunderts beginnt: Bozner FC – Naturns.

Nach einer großzügigen Dosis Nocino ist der Moment, in dem die Mannschaften die Umkleidekabine verlassen, der ideale Moment, um zu bezahlen. Der Moment, in dem die Spannung beginnt, sich in die Herzkranzgefäße zu bohren.

Dreißig Kilometer von der Volksbank-Arena entfernt scheint man jedoch das Gebrüll der zahlreichen Fans, ein Meer sogar aus Naturns, zu hören, wenn die beiden Teams das Spielfeld betreten.

Ihr Aufeinandertreffen ist direkt. Und absolut entscheidend. Es wird wenig zu berechnen geben. Nur wenn Sankt Pauls seine Hausaufgaben in Stegen macht, können sie sich mit einem Unentschieden begnügen.

An einem geeigneten Ort, um sich nach dem Mittagessen zu entspannen, laufen auf dem großen Bildschirm Bilder der Adunata degli Alpini in Vicenza, unterbrochen von denen des Giro d’Italia.

Wie immer ist es ein Kunststück, die Schwiegereltern zufrieden zu stellen. Genau wie sich selbst zu retten. Am letzten Tag.

Schließlich kann die Fubas-App aktiviert werden. Damit kann man in Echtzeit für die Orange mitfiebern.

Die Wirkung ist groß.

Der Anfang ist brutal. Und er raubt einem den Atem. Naturns ist bereits in Führung gegangen. In der ersten Minute. Doch in Stegen geht Sankt Pauls zu Boden.

Das Omen ist unheilvoll. Es ist wie ein Blitz im Dunkeln. Und es lässt die Haut kribbeln.

Die Minuten vergehen noch unerbittlicher. Stegen hat sich inzwischen auch das zweite Tor erzielt.

Der FC Bozner, meine Güte, gleicht in der 35. Minute aus. Das dunkle Vorzeichen löscht der Jüngste im Bunde aus. Pietro Dalle Ave, Jahrgang 2007. Ein sehr junger Mann, der von einem imposanten Herzen bewegt wird.

40 Kilometer vor dem Ziel gehen sie zur Ruhe. Aber Pogacar hat die Etappe voll und ganz unter seiner Kontrolle. Der Südtiroler Alpinist hingegen ist noch nicht von den Kameras erfasst worden. 1:1 in Bozen, aber 3:1 in Stegona.

20 Minuten vor Schluss in der Volksbank-Arena die Episode, die die Chancen des Bozner FC statistisch gesehen auf mindestens 80 Prozent erhöht. Dass sich ein Abgrund unter seinen Füßen auftut.

Doch das Unwägbare geschah.

Naturns, wie sich später herausstellte, machte den Sack zu und verteidigte die Führung. Die Augen richteten sich nicht mehr auf das Spiel in Stegen (das wie Pogacar klar im Vorteil und unter Kontrolle war), sondern auf jenes in Bozen.

Die Mauer, die sich vor dem Tor von Felix Piazzo gebildet hatte, konnte dem von Trainer Goisis inszenierten Angriff der Oranier nicht standhalten. In nur 17 Minuten konnte der Torhüter von Naturns nicht weniger als vier Bälle im Netz unterbringen.

Auf dem Spielfeld und auf den Tribünen geschieht das Unaussprechliche: unwiederholbare Jubelszenen.

Sogar Gian Luca Palmarsan, eher ein Talisman als ein Teammanager, steht beim 3:2 in Orange auf. Und rennt los, um zu jubeln. Bis er sich – auch – in der Mitte der Bande wiederfand. Nie war eine gelbe Karte süßer.

Gabriel Tessaro, Felix Maria Willeit, Emanuele Bocchio und Fabian Zandonatti – diejenigen, die Naturns umgestoßen haben – werden wahrscheinlich in einem großen Gemälde verewigt, das vielleicht einen geeigneten Platz in einem der Büros der Zentrale, vielleicht in dem des Präsidenten, finden wird.

Um 17.30 Uhr können die Fubas zu unserer Erleichterung abgeschaltet werden. Und um 18.45 Uhr, nachdem wir Pogacar jubeln gesehen haben, die schwarzen Federn der Südtiroler und seine Schwiegereltern nach Hause begleitet haben, ist es an der Zeit, die Lungotalvera-Promenade hinaufzugehen. Bis zu dem orangefarbenen Strauch, der sich am Rande eines Fußballplatzes windet.

Es ist eine dritte Halbzeit, sozusagen. Wo sich Spieler und Fans von beiden friedlich verstreuen. Zwischen der Tribüne und der Theke.

Das perfekte Bild.

Ich danke Ihnen allen, undeutlich…